Seit der überraschenden Nachricht, dass unser Landesherr, der Graf von Montargon-Drachenfurt, in Kürze wohl auch Thronlegat der moldraciaschen Kolonie Lithanien werden soll, beherrscht dieses Thema die Marktplätze, Tavernen und sonstigen öffentliche Orte unserer Grafschaft. Letztlich wird es wohl kaum jemand verwundert haben, dass die Wahl für dieses Amt auf seine hochwohlgeborene Magnifizenz fiel, gelangte doch unter seiner Führung die Kronprovinz Conventien trotz widrigster Umstände zu neuer Blüte und das Land gedeiht heute prächtig.
Dies wird sich wohl auch der große Drache gedacht haben, der über den Kontinent Lithanis wachen soll und gemäß alter Tradition im Rahmen eines Wettkampfes befragt wurde, wer der neue Statthalter Lithaniens werden soll.
Nach der ersten Freude und Zustimmung sind allerdings die letzten Tage auch besorgte Stimmen zu hören. Zunächst wohl nur an Stammtischen geäußert, macht sich neben der Freude auch Besorgnis breit bei vielen braven Bürgern. Die Frage, die im Raum steht, lautet: Was ist, wenn unser Graf nun ins ferne Lithanien übersiedelt und dort seinen Amtssitz nimmt? Natürlich bliebe er dann trotzdem weiter unser Landesherr, aber angesichts der weiten Entfernung, wer würde dann die Tagesgeschäfte hierzulande führen? Welche Auswirkungen hätte das auf unsere Provinz?
Gerade in der Stadt Kornburg, wo sich die gräfliche Residenz befindet, bewegt diese Frage die Gemüter natürlich besonders. Zweifellos profitiert die Stadt besonders davon, die gräfliche Verwaltung zu beherbergen und entsprechend groß ist die Unsicherheit über die weitere Entwicklung. Man denke in diesem Zusammenhang auch an die Gerüchte, dass sich der gräfliche Amtmann, Kasimir zur Mühlen, bereits seit längerem für den Neubau einer Residenz im Montargoner Kernland aussprechen soll. Hier ist die Frage, wie sich die aktuelle Entwicklung nun auf diese Überlegungen auswirkt, ob beispielsweise sich nicht ein Neubau in Lithanien anböte.
Hier in Kornburg, wo bekanntlich auch unser Verlag seinen Sitz hat, sieht man das natürlich völlig anders. Daher hat nun auch der Rat der Stadt Kornburg reagiert und gestern einstimmig eine Petition beschlossen. In dieser bittet man den Grafen, auch weiterhin seine Residenz und Hauptsitz in Kornburg zu behalten. Der Bürgermeister wurde beauftragt, dahingehend auf die gräfliche Verwaltung zuzugehen und im Interesse der Stadt eine Lösung zu finden.
Wirklich akut wird die Frage wohl erst in einigen Wochen, wenn seine hochwohlgeborene Magnifizenz Patharis ins moldraciasche Nethara reist, um dort von König Hartwig I. offiziell zum Thronlegaten für Lithanien ernannt zu werden. Eine frühere Abreise ist dem Grafen nicht möglich, da er zunächst noch in Anakusta an den Herbstsitzungen des Kronrates teilnehmen muss.