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Montag, 26. August 2019

Überraschende Veränderungen in Truul

In der Vergangenheit haben wir euch bereits öfters über die Insel Truul informiert. Truul gehört zum Reich Myrth, ist aber bisher weitgehend autonom von der Hauptstadt. Dies liegt unter anderem daran, dass die Insel bis vor wenigen Jahren kaum zugänglich war. Auch nachdem sich das änderte, zeigte die Zentralregierung bisher wenig Interesse an den Angelegenheiten der Insel.

Dass das Herrscherhaus die Insel aber nicht völlig aus dem Blick verloren hat zeigt sich auch daran, dass dem Vernehmen nach unser geschätzter Graf sich wohl im Auftrage des Herrscherhauses dorthin begab. Allerdings soll es bei dieser Expedition wohl weniger um politische Angelegenheiten gegangen sein, sondern es sich vielmehr um einen Forschungsauftrag gehandelt haben. Jedoch funktionierte hier die Geheimhaltung so gut, dass wir nichts Näheres darüber erfahren konnten.


Allerdings konnten wir im Rahmen unserer Erkundigungen einige andere interessante Dinge erfahren. Wie eingangs erwähnt, hat die myrthsche Regierung bisher keinen Statthalter oder ähnliches für Truul eingesetzt. Eine wirkliche Verwaltung der Insel gibt es daher bisher nicht, lediglich einen sogenannten Inselrat, der für diverse Dinge zuständig ist. Allerdings scheinen die Befugnisse dieses Rates in der Praxis recht eingeschränkt zu sein, denn weder die teilweise recht kriegerischen einheimischen Stämme noch die Naturvölker scheinen sich in irgendeiner Weise an diesen Rat gebunden zu fühlen. Ganz im Gegenteil sollen wohl diverse Entscheidungen des Rates in der Vergangenheit immer wieder zu blutigen Konflikten zum Beispiel mit Stämmen oder dem ansässigen Feenvolk geführt haben.
Aber auch bei den neu eingewanderten Bewohnern und insbesondere den zahlreichen Gästen von außerhalb sieht es kaum besser aus. Einige von uns befragte Reisende wussten diesen Sommer noch nicht einmal, dass es diesen Rat überhaupt gibt, andere meinten, da hätten sich wohl ein paar Leute einfach selbst eingesetzt und würden sich nun wichtig fühlen. Dazu passt nicht ganz, dass es im Sommer sogar eine Ergänzungswahl gab, um zwei frei gewordene Ratsposten neu zu besetzen.
Nun mag der geneigte Leser bei dem Konzept der „Wahl“ schon die Stirn runzeln, jedoch sollte bedacht werden, dass nicht in jedem Land solche gesegneten Zustände herrschen wie hierzulande, wo wir einen gütigen Grafen haben, der wiederum eingesetzt wurde vom Stahlberger Herzog, welcher seinerseits einer langen Linie von Herrschern entstammt, die mit dem Segen der Götter und der Krone schon seit vielen Generationen herrschen.

In Truul allerdings ist es tatsächlich so, dass dieses Stirnrunzeln berechtigt zu sein scheint. Zum einen scheint wirklich jeder, der sich gerade zufällig im Land aufhält und Zeit und Lust hat, die Wahlurne aufzusuchen, eine Stimme abgeben zu dürfen. Und wenn er es geschickt anstellt, auch mehrfach. Zum anderen gab es unter anderem Bewerber um die freien Posten, die uns gegenüber als „die bucklige Alte“ oder „der Chaoskultist“ vorgestellt wurden.
Als ob das nicht schon fragwürdig genug wäre, gab es auch mehrere Reisende, die uns gegenüber glaubwürdig versicherten, das Ganze sei ohnehin nur eine Farce und der Inselrat werde es so drehen, dass am Ende die von ihm favorisierten Bewerber gewinnen würden.

Waren wir anfangs noch skeptisch gegenüber diesen Aussagen, so staunten wir nicht schlecht, als am Ende tatsächlich – natürlich sicher in geheimer und gerechter Wahl – ausgerechnet die beste Freundin einer Ratsdame und der bisherige Gehilfe des Inselrates dann die beiden freien Plätze bekamen. Ein Ergebnis, das so nicht unbedingt dem wahrgenommenen Stimmungsbild entsprach. Nicht verwunderlich, dass nicht wenige der Anwesenden heimlich oder offen ihrer Verwunderung oder Unzufriedenheit über dieses Ergebnis Ausdruck verliehen. Einer Mehrheit schien aber das Ergebnis auch komplett egal zu sein, weil sie sich ohnehin nicht für die Wahl interessierten.

Es wird unsere Leser nicht wundern, dass auch einige Personen an unseren Grafen herantraten, um sich über diese Themen zu beraten oder ob man nicht bessere Alternativen zur Besetzung des Rates habe. Auch wurde wohl seine hochwohlgeborene Magnifizenz gefragt, ob er denn nicht für den Rat kandidieren wolle, was er allerdings dem Vernehmen nach ablehnte.

Am Abend nach der Wahl geschah dann etwas, was es fraglich macht, ob nicht die ganze Wahl überflüssig war. Denn zum allgemeinen Erstaunen erschien vor dem Handelsposten in Neu Kerodesh ein stattlicher Mann namens Nezzrad, der sich als rechtmäßiger Nachfolger des ehemaligen Herrschers der Insel Truul vorstellte und danach den bisherigen Inselrat und dessen Entscheidungen scharf angriff. Dies gipfelte in der Aussage, dass die Reisenden vom bisherigen Rat schlecht vertreten worden seien und das seine Geduld nun erschöpft sei. Um diesem Unwillen Ausdruck zu verleihen, werde er die dort seit Jahrhunderten stehende Runenschmiede an einen anderen Ort verlegen. Einige der Anwesenden zeigten sich verwundert, dass seitens des Rates keinerlei  Einspruch oder Erwiderung gegen diese Ankündigung oder die Anschuldigungen kam, sondern die Ratsmitglieder dies einfach hinnahmen. Immerhin stellte die Runenschmiede einen der Hauptgründe da, um überhaupt an diesen Ort zu reisen.

Es bleibt abzuwarten, wie es nun auf Truul weitergeht, wir werden euch natürlich auf dem Laufenden halten.